Geschichte
Am nördlichen Dorfausgang steht in erhöhter Ausgangslage die alte Kirche mit ihrem wuchtigen Chorturm, der als ältester Bestandteil des Gotteshauses wahrscheinlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurde. Die spärlichen urkundlichen Nachrichten melden, dass Nußbaum im Jahre 1339 eine Kapelle mit zwei Altären besaß. Anders als heute hatte der Ort einen eignen Pfarrer.
Von 1578 bis1661 sind sogar die Namen verzeichnet: Kilburg, Spürnagel, Ewisuvius, Leipach, Schwarzenberg und Baertmans. Mit Einführung der Reformation in den Kurpfälzischen Gebieten 1557 waren auch die Einwohner Nußbaums protestantisch, d.h. reformiert worden. Nach dem Dreißgjährigen Krieg wurde die Pfarrei Nußbaum aufgehoben und Monzingen zugeteilt. In Folge weiterer Kriegswirren des 17. Jahrhunderts geriet auch die Pfarrei Monzingen in Bedrängnis. Sie sah sich genötigt, eine der beiden Pfarrstellen aufzuheben und die Kirchengefälle (Steuern, Abgaben) Nußbaums und Monzingens zusammenzulegen, um wenigstens einen Pfarrer in Monzingen auskömmlich zu besolden.
In vielen Orten sind die Kirchen simultan, d.h. für beide Konfessionen zugänglich. Mit der Einführung des sogenannten „Simultaneums“ muss es in Nußbaum allerdings eine besondere Bewandnis gehabt haben. Es ergaben sich Schwierigkeiten, wie einem Protokoll des Nußbaumer Gemeinderates vom Dezember 1895 nachzulesen ist. Damals mussten sich die Gemeinderäte mit der Unterhaltung des Turms und des Geläutes befassen.
Aus den alten Akten geht hervor, dass die alte Kirche nach Einführung der Reformation im alleinigen Besitz der Reformierten war. Aber in den Jahren 1730 bis 1744 versuchten die „Katholischen“ - im Wortlaut des Protokolls - „mit List und Gewalt“ das Simultaneum darin zu erringen, versammelten sich alle Sonn-und Feiertage nachmittags in derselben und verrichteten ihren Dienst. Die alte Kirche war nämlich baufällig geworden und der Neubau zog sich bis zum Jahre 1752 hin. So lange dauerte es, bis die Reformierten den Katholiken das Simultaneum zugestanden hatten. Man teilte danach das Gotteshaus durch eine Wand in einen evangelischen und katholischen Teil. Dieser Zustand ist bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. Daraus resultiert die noch heute kuriosen Besitzverhältnisse in der Kirche, die wohl einmalig sind. Die Eigentümer des Gebäudes sind nämlich die evangelische Krichengemeinde für den nördlichen Teil des Schiffs, die katholische Kirchengemeinde für den südlichen Teil des Schiffs sowie den Raum unter dem Turm und die Zivilgemeinde für den Turm einschließlich des Geläutes.
Auch damit musste sich der Gemeinderat Nußbaum in zwei Sitzungen im Januar und März 1881 beschäftigen. In den damaligen Protokollen beurkundeten die Gemeinderatsmitglieder Westphal, Kiltz, Franzmann, Ph. J. Kiltz, Jäger und A. Veldenzer mit ihrer Unterschrift, dass die Gemeinde Nußbaum sich bereit erklärt, die Unterhaltungskosten des Turms, der Glocken, der Glockenseile und der Uhr auch ferner ganz zu tragen, um – wörtlich- „Streitigkeiten zwischen den beiden Besitzern (Konfessionen) zu vermeiden“.
Und im Protokoll der Sitzung vom Dezember 1885 steht unmissverständlich: „den Turm und Glockenstuhl wie nicht weniger als den Kirchhof muss die Gemeinde bauen und in Ehren halten und zugleich auch die Glockenseile stellen“.
Von 1881 an ist die Gemeinde Eigentümerin des Kirchhofs und des Kirchturms. Der Gottesacker um die Kirche herum hatte allerdings im1870 ausgedient und wurde in den Mannegraben ein Stück oberhalb des nördlichen Dorfausgangs verlegt. An Allerheiligen 1951 -einem völlig verregneten Feiertag, trafen drei neue Stahlglocken ein , die zunächst im Hofe des Nußbaumer Schlosses eine Unterkunft fanden und die alten Bronzeglocken ablösten. Vom Bochumer Verein gegossen mit den Gewichten 400 kg, 600 kg und 1.000 kg tragen sie die Inschrift: „Entstanden in schweren Zeiten“ - „Erschall ich in Freud und Leid“ - „Friede auf Erden“.
Am 11. November 1951feierte dann das ganze Dorf dann gleichzeitig Kirmes und Glockenweihe in einem Festzelt auf dem Patz, wo sich heute Gemeindehaus und Kindergarten befinden, dem ehemaligen Pfarrgarten. Im Jahr 1967 konnte die schon seit Jahren geplante Renovierung der Kirche in Angriff genommen werden. Man begann mit der Erneuerung des Daches und installierte eine Kanalisation. Außerdem wurde das Mauerwerk unterfangen, um ein weiteres Abrutschen zu verhindern. Die evangelische Kirchengemeinde renovierte im gleichen Jahr den Innenraum ihrer Kirchenhälfte. Die Restaurierung wurde mit der Anschaffung einer acht Register umfassenden Orgel gekrönt. Im Jahre 1968 erfolgten die Innenrenovierung des katholischen Teils der Kirche, nachdem inzwischen sogar Risse im Mauerwerk sichtbar geworden waren. Der Barockaltar wurde zur Wiederaufstellung dem Restaurator Anton in Bischofsthron übergeben.
Der Altar stammt aus der Bad Sobernheimer Malterserkapelle. An den ursprünglichen Standort erinnert noch das Malteserkreuz am Fuße der Mensa. Bei der Wiederaufstellung wurde der Altar durch das Entfernen des Podestes um zwei Stufen gesenkt, so dass er in den unteren Raum des Kirchturms passte. Im Geist des zweiten Vatikanischen Konzils wurde zusätzlich ein Volksaltar in Auftrag gegeben, der ebenfalls im barocken Stil angefertigt wurde und vor dem Altar seinen Platz fand. Die Kirchenbänke wurden überarbeitet und der Boden bekam wieder seine alten Sandsteinplatten.
Um die Erhaltung und Pflege der Glockenseile muss sich der Nußbaumer Gemeinderat keine Sorgen mehr machen oder Protokolle anzufertigen. Denn seit 1970 wird elektrisch geläutet, wobei es drei Schaltstellen gibt, die den jeweiligen Besitzern zugänglich sind. Phillip di Lorenzi gibt als Schutzpatrone der Nußbaum er Kirche Maria und Josef an.